Nepal am Wendepunkt

Eine Annäherung an die Ereignisse des Septembers 2025

Von Peter Dietzel For English: please scroll down

Die zweite Septemberwoche 2025 wird in Nepals Geschichte als Wendepunkt eingehen. Auslöser war ein Regierungsbeschluss vom 4. September: 26 große soziale Medien-Plattformen wurden gesperrt – darunter Facebook, Instagram, X, WhatsApp und YouTube. Die offizielle Begründung: fehlende Registrierung und mangelnde Befolgung staatlicher Vorschriften. Für Millionen junger Nepales:innen fühlte sich die Entscheidung jedoch wie ein gezielter Schlag gegen ihre Stimme an. Fast die Hälfte der Bevölkerung nutzt soziale Medien aktiv; für die junge Generation sind sie das zentrale Forum für Austausch, Meinungsfreiheit und politische Teilhabe.

Die Sperre traf auf ein bereits aufgeheiztes Klima. Wochen zuvor waren Videos viral gegangen, die die Kinder der politischen Elite – von den Nutzer:innen als #NepoKids bezeichnet – beim Fahren in Luxusautos, mit Designerhandtaschen und beim Shopping in Singapur zeigten. In einem Land, in dem ein Durchschnittsbürger mit rund vier Euro am Tag überlebt, forcierte dies den Unmut über Privilegien, Korruption und Vetternwirtschaft. „Stop corruption – not social media“ wurde zum Slogan vieler Demonstrant:innen.

Die Eskalation

Am 8. September versammelten sich Zehntausende in Kathmandu und anderen Städten. Die Demonstrationen begannen friedlich, eskalierten jedoch, als Sicherheitskräfte Tränengas, Gummigeschosse und nach übereinstimmenden Berichten auch scharfe Munition einsetzten. Binnen Stunden gab es mindestens 19 Tote und hunderte Verletzte. Regierungsgebäude, Häuser der Minister, Polizeistationen gingen in Flammen auf. Bis zum 15. September stieg die Zahl der Todesopfer auf mindestens 72; über 2.100 Menschen wurden verletzt. Inmitten des Chaos flohen tausende Häftlinge aus Gefängnissen, viele von ihnen sind bis heute nicht gefasst.

„Die Generation Alpha scheint von der Gewalt, die sie bei den Gen-Z Protesten erlebt hat, traumatisiert zu sein“, berichtet Sri Ram Timilsina. „Einige dieser jungen Schüler:innen behandeln nun Gewalt wie ein legitimes Werkzeug, und nicht mehr wie etwas, das es zu verhindern gilt.“ Der Trainer für gewaltfreie Kommunikation setzt bei Kindern und Jugendlichen an, „um die Saat für Empathie, Frieden und Verantwortung zu säen, bevor reaktive Verhaltensweisen zu festgefahrenen Mustern werden“, wie er sich ausdrückt.

Politisches Beben

Die politische Führung geriet ins Wanken. Am 9. September trat Innenminister Ramesh Lekhak zurück. Wenige Stunden später kündigte Premierminister Khadga Prasad Sharma Oli seinen Rücktritt an, um – so seine Worte – „den Weg zu einer verfassungsgemäßen Lösung freizumachen“. Unter massivem Druck der Straße und nach intensiven Beratungen wurde am 12. September die frühere Oberste Richterin Sushila Karki als Interims-Premierministerin vereidigt – die erste Frau in der Geschichte Nepals in diesem Amt. Präsident Ramchandra Paudel löste das Parlament auf, Neuwahlen sind für den 5. März 2026 angesetzt.

Hinter den Protesten

Die Social-Media-Sperre war der unmittelbare Auslöser. Dahinter steht ein Geflecht aus struktureller Ungerechtigkeit, unerfüllten Bedürfnisse und historischen Wunden.

Korruption: Für fast jede staatliche Dienstleistung wird ein Bestechungsgeld verlangt – vom Führerschein über die Registrierung eines Unternehmens bis zur Auszahlung von Sozialleistungen. Wer nicht zahlt, wird hingehalten oder ausgeschlossen. Die meisten Nepales:innen erleben dies als permanente Demütigung. Für marginalisierte Bevölkerungsgruppen hat dies lebenseinschränkende Dimensionen.

Vetternwirtschaft: Politische Macht konzentriert sich in wenigen Familien. Vorteile, Positionen und Privilegien werden wie Erbstücke weitergegeben. Die „Nepo-Kids“-Debatte machte dies unübersehbar. Sie ist weniger ein Spott, mehr ein Schrei nach Chancengleichheit.

Perspektivlosigkeit: Fast 30 Prozent der Bevölkerung sind zwischen 16 und 30 Jahre alt. Diese Generation Z artikuliert ihre Bedürfnisse – gute Bildung, Arbeit, Mitbestimmung. Die Realität sieht anders aus: Die Jugendarbeitslosigkeit (15–24 Jahre) lag 2024 bei rund 21 Prozent. Auch Hochschulabsolvent:innen finden oft keine angemessene Arbeit. Mehr als 3,5 Millionen Nepales:innen – rund 12 Prozent der Gesamtbevölkerung – arbeiten im Ausland. Ihre Überweisungen sind ein Rettungsanker: 2023/24 flossen über 11 Milliarden US-Dollar zurück, das entspricht 26 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Dazu kommen hunderttausende Wanderarbeiter:innen in Indien, die – aufgrund der grünen Grenze – in der Statistik nicht erfasst werden. Ohne dieses Geld könnten Millionen Familien nicht überleben. Doch dieser Exodus hinterlässt Leerstellen: Viele, die im Land bleiben, fühlen sich abgehängt und zurückgelassen.

Spill-over Effekt: Im Juli und August 2024 erschütterten in Bangladesch Massenproteste die Straßen, ausgelöst durch Studierende, die gegen ein als ungerecht empfundenes Quotensystem im öffentlichen Dienst rebellierten und schließlich den Rücktritt der Regierung erzwangen. Nepals Student:innen ließen sich von den Protesten beflügeln – sie zeigten, dass kollektiver Widerstand selbst festgefügte Machtgefüge erschüttern kann.

Training in Gewaltfreiheit: Um die Gen-Z Proteste zu verarbeiten, identifizieren Jugendliche der Generation Alpha zunächst ihre eigenen Gefühle und Bedürfnisse. Dann üben sie empathisches Vermuten für die Gefühle und Bedürfnisse der protestierenden Gruppen. Nach und nach erstellen sie Listen mit gemeinsamen Werten und Bedürfnissen. Diese Veränderung öffnete die Tür für eine menschlichere Reaktion und sogar für Strategien für ein gelingendes Miteinander. Die Teilnehmenden verteilten Ermutigungskarten an ihre Lehrkräfte und Freund:innen, mit denen diese sich an Hoffnung, Respekt und Gewaltfreiheit erinnern, wenn sie provoziert werden oder sich überfordert fühlen.

Tiefere Ursachen: Politische Kultur und Machtstrukturen

Nepals politische Kultur ist noch stark geprägt von monarchisch-feudalistischen Mustern. Politiker:innen und Bürokrat:innen sehen Bürger:innen tendenziell als Untertanen, die Anweisungen zu befolgen haben – und sich selbst als Weisungsgeber. Die wertschätzende Kooperation mit selbstorganisierten Institutionen der Zivilgesellschaft darf sich die Verwaltung erst noch aneignen. Zwar wurde 2006 der König entmachtet und 2015 eine neue Verfassung verabschiedet, doch kulturelle Muster verändern sich langsamer als Gesetze.

Erfahrungen von Gewalt: Die Generation Z wurde während oder kurz nach dem Bürgerkrieg (1996–2006) geboren. Viele Familien haben Tod, Vertreibung oder sexuelle Gewalt erlebt. Manche junge Menschen haben einen Elternteil oder Geschwister verloren, flohen in die Hauptstadt, sind selbst Kinder von Vergewaltigungen aus dieser Zeit. Die Wunden sind nicht verheilt. Traumata werden an die nächste Generation weitergegeben. Und selbst wenn im eigenen Dorf oder Gebirgs-Tal keine Explosionen zu hören waren: Gewalt ist für viele kein abstraktes Konzept, sondern Teil der eigenen Biografie.

Kastensystem und Diskriminierung: Im Jahr 2000 wurde die Schuldknechtschaft abgeschafft. Die Verfassung von 2015 verbietet jede Diskriminierung aufgrund von Kaste oder Herkunft. Doch die sozialen und seelischen Wunden sitzen tief. Dalits und andere marginalisierte Gruppen kämpfen weiterhin gegen tägliche Diskriminierungen. Die Erfahrung jahrhundertelanger Unterdrückung hat tief sitzende Ängste hinterlassen, welche sich als Wut und Zorn Bahn brechen können.

Parteien und Blockaden: In den großen Parteien – Nepali Congress, die Kommunistische Partei Nepals (marxistisch-leninistisch, UML) und die maoistische Partei (Maoist Centre) – forderten junge Politiker:innen in den letzten Jahren mehr Mitsprache. Ihre Reformvorschläge wurden regelmäßig blockiert. Manche Initiator:innen sahen sich mit Verleumdungen oder Parteiausschlussverfahren konfrontiert. Das Signal: Die etablierten Strukturen wollen sich nicht erneuern.

Muster der Gewalt

Die September-Proteste begannen friedlich, doch schon nach kurzer Zeit griffen Gewalt und Gegengewalt um sich. Ein bekanntes Muster: Junge Menschen erleben, dass ihre Stimme nicht zählt, fühlen sich ohnmächtig, greifen zu Steinen. Die Polizei antwortet mit Härte und Gewalt – ein Teufelskreis, der immer neue Verletzungen erzeugt.

Infiltration?

Es mehren sich Berichte von Gen-Z-Aktivist:innen, die darauf hinweisen, dass royalistische Gruppen versucht haben, die Proteste zu beeinflussen und ihre Forderungen nach einer Rückkehr zur Monarchie opportunistisch einzuschleusen. So zeigen lokale Medien und Plattformen wie myRepublica, dass in Chatgruppen gewarnt wurde: „Royalists are trying to dominate, but we must remain alert.“ (Royalisten versuchen, die Bewegung zu dominieren, wir müssen wachsam bleiben.) Gemeinsam mit anderen konservativ-autoritären Gruppierungen hatte die Rastriya Prajatantra Party, die für eine Rückkehr der Monarchie und die Wiederherstellung des hinduistischen Staates eintritt, im Frühjahr 2025 bereits pro-monarchistische Demonstrationen organisiert – teils verbunden mit Gewalt und Sachbeschädigung. Gen-Z-Aktivist:innen und nepalesische Medien berichten, dass royalistische Zusammenschlüsse, die schon in früheren Demonstrationen aktiv waren, zu Gewalt-Eskalationen und Brandstiftungen beitrugen oder diese verursacht haben. Auf Videos und Fotos wurden mehrere Personen bereits identifiziert. Eine gerichtsverwertbare Beweiskette, die eindeutig belegt, dass royalistische Gruppen systematisch die Gewalt in den September-Protesten gesteuert haben, liegt derzeit jedoch nicht vor. Behördenuntersuchungen und unabhängige forensische Analysen dürfen hier noch Klarheit schaffen.

Die meisten Jugendlichen geben an, dass sie Schwierigkeiten haben, mit sich selbst in Kontakt zu kommen, dass sie Albträume haben und Schlafstörungen, ein Gefühl der Leere verspüren, sowohl in der Check-in-Runde der Trainings als auch während der Reflexion über den Protest der Gen-Z. Gewaltfreie Kommunikation verringert die Ängste im Klassenzimmer: Die Schüler:innen beginnen, sich offener zu äußern, aufmerksamer zuzuhören und die Menschlichkeit des anderen auf neue Weise anzuerkennen.

Potenziale für mehr Frieden

Inmitten der Ereignisse zeigen sich auch besondere Stärken im Land. Überall in Nepal gibt es eine engagierte Zivilgesellschaft – von kleinen Dorfgemeinschaften bis zu nationalen Organisationen –, die sich für Gerechtigkeit, Frauenrechte und Demokratie einsetzt.

Hinzu kommt die Erfahrung aus dem Friedensprozess Anfang der 2000er-Jahre: es gelang, einen brutalen Bürgerkrieg nicht durch Waffen, sondern durch Dialog, Verhandlungen und eine breite Friedensbewegung zu beenden. Nach dem Ende der Gewalt wurden zudem viele Akteur:innen in Konfliktanalyse, Versöhnungsarbeit oder gewaltfreier Kommunikation ausgebildet und bringen dieses Wissen seither in Schulen, Gemeinden und politische Bewegungen ein.

Ein Weg in die Zukunft kann darin liegen, diese Kompetenzen systematisch in das Bildungssystem aufzunehmen – um Gewaltfreiheit in Schulen und Universitäten zu verankern. Dazu gehört, dass Kinder und Jugendliche lernen, ihre eigenen Gefühle wahrzunehmen und auszudrücken, und gleichzeitig die Emotionen anderer wertzuschätzen, samt den ihnen zugrunde liegenden Bedürfnisse. Es braucht Räume und Methoden für kreative und kooperative Konfliktlösung, etwa Streitschlichtung, verbindende Sportfeste oder gewaltfreie Aktionsformen. Wenn junge Menschen erleben, dass friedliche Mittel wirksam sind und tatsächlich Veränderungen anstoßen, wird der Griff zur Gewalt überflüssig.

Schließlich sind da die kulturellen Wurzeln des Landes: In den Tiefenschichten des Buddhismus und Hinduismus sind Werte wie Respekt, Mitgefühl und Gewaltlosigkeit verankert. Diese spirituellen Traditionen können eine wertvolle Ressource für die gesellschaftliche Heilung und für die Gestaltung eines friedlicheren gesellschaftlichen Miteinanders sein.

Domino-Effekt: Wie wirkt sich die Handlung einer Person auf eine andere aus? Wie auf die gesamte Gruppe? Wo und wie kann ich in diesem Prozess empathisch eingreifen? Diese Gruppenübung vermittelt den Schüler:innen ein lebendiges Gefühl dafür, wie sehr alle Menschen miteinander verbunden sind und wie jede:r auch in schwierigen Zeiten bewusste Entscheidungen treffen kann – wenn man sich über seine Rolle und die Auswirkungen seiner Handlungen im Klaren ist.

Stimmen von Betroffenen

Yujan Rajbhandari, 24, Student, erklärte: „Wir sind durch die Sperre getriggert worden, aber wir versammeln uns nicht nur wegen Social Media. Wir kämpfen gegen die Institutionalisierung von Korruption.“ (Times of Malta, 8.9.2025)

Ikshama Tumrok, 20, sagte: „Wir wollen Veränderung sehen. Andere haben das lange ausgehalten, aber es muss mit unserer Generation enden.“ (Al Jazeera, 8.9.2025)

Taya Chandra Pandey, Absolvent der 12.Klasse. „Wir sind verwirrt, was wir tun sollen. Und in einem Moment wie diesem beschließt die Regierung, soziale Medien zu blockieren – das ist, als würde sie uns auffordern, ins Ausland zu gehen. Sie tun alles, außer eine günstige Situation im Land zu schaffen.“ (Kathmandu Post, 9.9.2025)

Subha Yujang Thapa, 22-jährige IT-Studentin: „Wir sind hier, weil die Korruption in Nepal jedes Maß überschritten hat. Das Geld, das wir bezahlen, wird genutzt, um den luxuriösen Lebensstil von sieben Generationen von Politikern zu finanzieren. Wenn die Regierung so schnell soziale Medien sperren kann, warum kann sie dann nicht mit derselben Dringlichkeit Projekte umsetzen?“ (Kathmandu Post, 9.9.2025)

Ein junger Mann berichtete: „Die Polizei feuerte, sie verfehlte mich, aber traf meinen Freund hinter mir.“ (channelnewsasia.com, 9.9.2025)

Sri Ram Timilsina, Trainer in gewaltfreier Kommunikation: „Ich mache mir Sorgen um die kommende Generation, angesichts all der Negativität, des Hasses, des Grolls und der Wut, die überall verbreitet werden. Es gibt viel zu tun, um das gewaltfreie Bewusstsein zu stärken, in der Überzeugung, dass wir uns nur dann Veränderungen vorstellen und auf sie hinarbeiten können, wenn die Positivität und Hoffnung auf einem hohen Niveau sind – oder zumindest etwas höher als die Negativität.“ (persönliche Nachricht, 12.9.2025)

Aastha Subedi, eine Gen-Z Aktivistin, erklärt: „Ich fordere alle auf, sich die Videos anzusehen, die unter dem Titel ‚Gen-Z bekämpft sich gegenseitig‘ oder ‚Gen-Z zündet Gebäude an‘ im Internet kursieren. Es ist eindeutig, dass die Beteiligten nicht zur Generation Z gehören… Die Proteste eskalierten aufgrund opportunistischer, selbsternannter politischer Gruppen, und wir haben so viel verloren. Aber genau deshalb müssen wir jetzt konzentriert bleiben und dürfen nicht zulassen, dass Kräfte mit ihren eigenen Agenden den Ruf der Generation Z beschmutzen.“ (Kathmandu Post, 12.9.2025)

Diese Stimmen machen die menschlichen Bedürfnisse deutlich – nach Würde, Gerechtigkeit, Sicherheit – welche den politischen Forderungen zugrunde liegen.

Perspektiven

Die Ereignisse ab dem 8. September 2025 markieren einen Wendepunkt. Auslöser waren virale Videos über Elite-Privilegien und die Sperre sozialer Medien. Die tieferen Ursachen liegen in einer politischen Kultur der Hierarchie, systemischer Korruption, unbewältigten Traumata, royalistisch-autoritärer Strategie und der Perspektivlosigkeit einer jungen Generation, die Veränderung fordert.

Nepal steht nun vor einer doppelten Herausforderung: kurzfristig Stabilität zu sichern – durch Aufklärung der Gewalt-Eskalation, Unterstützung für die Opferfamilien, transparente Vorbereitung der Neuwahlen – und langfristig eine Kultur des Dialogs und der Gewaltfreiheit weiter zu entwickeln.

Es ist wichtig, die Vorwürfe der pro-monarchistischen Einflussnahme zeitnah und transparent zu prüfen, Verantwortlichkeiten rechtlich zu klären und Schutzmechanismen einzurichten, damit die Bewegung nicht von antidemokratischen Kräften gekapert wird. Dies würde es radikalen Gruppen erschweren, ein mögliches Machtvakuum im gegenwärtigen Übergangszeitraum politisch auszunutzen.

Die Ernennung von Sushila Karki zur Interims-Premierministerin ist ein starkes Symbol: für Rechtsstaatlichkeit, für den Mut, Unabhängigkeit zu verkörpern, für die Möglichkeit, dass Frauen an entscheidender Stelle Verantwortung übernehmen.

Nepal hat viel Potenzial für Veränderung. Die Frage ist nicht, ob der Wandel kommt, sondern ob er friedlich und gerecht gestaltet wird, ob Regierung und Verwaltung die Stimmen der Jugend ernst nehmen, ob die tieferliegenden Strukturen bearbeitet werden. Die Türen für neue Möglichkeiten stehen offen.

16. September 2025
Peter Dietzel war von 2021 bis 2024 im Rahmen des Zivilen Friedensdienstes in Nepal tätig.
Fotos: Sri Ram Timilsina

Nepal at a Crossroad

An Approach to the Events of September 2025

The second week of September 2025 will go down in Nepal’s history as a turning point. The trigger was a government decision on September 4: 26 major social media platforms were blocked—including Facebook, Instagram, X, WhatsApp, and YouTube. The official justification: lack of registration and failure to comply with state regulations. For millions of young Nepalis, however, the decision felt like a deliberate strike against their voice. Almost half of the population actively uses social media; for the younger generation, it is the central forum for exchange, freedom of expression, and political participation.

The Escalation

The ban hit an already heated climate. Weeks earlier, videos had gone viral showing the children of the political elite—labeled by users as #NepoKids—driving luxury cars, carrying designer handbags, and shopping in Singapore. In a country where the average citizen survives on about four euros a day, this fueled resentment over privilege, corruption, and nepotism. “Stop corruption – not social media” became the slogan of many demonstrators.

On September 8, tens of thousands gathered in Kathmandu and other cities. The demonstrations began peacefully but escalated when security forces used tear gas, rubber bullets, and—according to consistent reports—even live ammunition. Within hours, there were at least 19 dead and hundreds injured. Government buildings, ministers’ homes, and police stations went up in flames. By September 15, the death toll had risen to at least 72; more than 2,100 people were injured. Amid the chaos, thousands of prisoners escaped from jails, many of whom remain at large.

“Generation Alpha seems to be traumatized by the violence they witnessed during the Gen Z protests,” reports Sri Ram Timilsina. “Some of these young students now treat violence as a legitimate tool, rather than something that needs to be prevented.” The nonviolent communication trainer focuses on children and young people “to sow the seeds of empathy, peace, and responsibility before reactive behaviors become entrenched patterns,” as he puts it.
Translated with DeepL.com (free version)

Political Earthquake

The political leadership began to crumble. On September 9, Interior Minister Ramesh Lekhak resigned. Just hours later, Prime Minister Khadga Prasad Sharma Oli announced his resignation to “clear the way for a constitutional solution,” as he put it. Under massive pressure from the streets and after intense consultations, former Chief Justice Sushila Karki was sworn in as interim prime minister on September 12—the first woman in Nepal’s history to hold this office. President Ramchandra Paudel dissolved parliament, and new elections were scheduled for March 5, 2026.

Behind the Protests

The social media ban was the immediate trigger. Behind it lies a web of structural injustice, unmet needs, and historical wounds.

Corruption: Bribes are required for almost every state service—from driver’s licenses and business registration to the disbursement of social benefits. Those who do not pay are delayed or excluded. Most Nepalis experience this as constant humiliation. For marginalized groups, it becomes life-limiting.

Nepotism: Political power is concentrated in a few families. Advantages, positions, and privileges are handed down like heirlooms. The “Nepo Kids” debate made this unmistakable. It is less mockery than a cry for equal opportunity.

Lack of prospects: Nearly 30 percent of the population is between 16 and 30 years old. Generation Z articulates its needs—quality education, jobs, participation. Reality looks different: Youth unemployment (ages 15–24) was around 21 percent in 2024. Even university graduates often cannot find appropriate work. More than 3.5 million Nepalis—about 12 percent of the total population—work abroad. Their remittances are a lifeline: in 2023/24, over USD 11 billion flowed back, equal to 26 percent of GDP. In addition, hundreds of thousands of migrant workers in India are not captured in the statistics due to the open border. Without this money, millions of families could not survive. But this exodus leaves gaps: many who remain in the country feel left behind.

Spill-over effect: In July and August 2024, mass protests shook Bangladesh, triggered by students rebelling against what they perceived as an unjust quota system in public service, ultimately forcing the government to resign. Nepal’s students were inspired by these protests—they showed that collective resistance can shake even entrenched power structures.

Deeper causes: political culture and power structures
Nepal’s political culture is still heavily shaped by monarchic-feudal patterns. Politicians and bureaucrats tend to see citizens as subjects who must obey, and themselves as the ones giving orders. Valuing cooperation with self-organized civil society institutions is something the administration has yet to learn. While the king was deposed in 2006 and a new constitution adopted in 2015, cultural patterns change more slowly than laws.

Experiences of violence: Generation Z was born during or shortly after the civil war (1996–2006). Many families experienced death, displacement, or sexual violence. Some young people lost a parent or sibling, fled to the capital, or are themselves children of wartime rapes. Wounds are unhealed. Trauma is passed on to the next generation. Even where no explosions were heard in villages or valleys, violence is not an abstract concept but part of personal biography.

Caste system and discrimination: Debt bondage was abolished in 2000. The 2015 constitution prohibits any discrimination based on caste or origin. Yet social and psychological wounds run deep. Dalits and other marginalized groups still face daily discrimination. Centuries of oppression have left fears that erupt as anger and rage.

Parties and blockades: In the major parties—Nepali Congress, Communist Party of Nepal (Marxist-Leninist, UML), and the Maoist Centre—young politicians have demanded greater participation in recent years. Their reform proposals were consistently blocked. Some initiators faced slander or expulsion. The signal: established structures refuse renewal.

Training in nonviolence: To process the Gen Z protests, Generation Alpha youth first identify their own feelings and needs. Then they practice empathic guessing about the feelings and needs of the protesting groups. Gradually, they create lists of shared values and needs. This shift opened the door to a more humane response and even strategies for successful coexistence. Participants distributed encouragement cards to their teachers and friends, reminding them of hope, respect, and nonviolence when they feel provoked or overwhelmed.

Patterns of Violence

The September protests began peacefully, but violence and counter-violence spread quickly. A familiar pattern: young people feel their voices don’t count, they feel powerless, and resort to stones. The police respond with force and violence—a vicious circle producing ever more injuries.

Infiltration?

Reports are mounting from Gen-Z activists warning that royalist groups attempted to influence the protests, opportunistically inserting their demands for a return to monarchy. Local media and platforms like myRepublica show warnings in chat groups: “Royalists are trying to dominate, but we must remain alert.” Together with other conservative-authoritarian groups, the Rastriya Prajatantra Party—advocating for monarchy and the re-establishment of a Hindu state—had already organized pro-monarchy demonstrations in spring 2025, partly violent and destructive. Gen-Z activists and Nepali media report that royalist associations, active in earlier demonstrations, contributed to or caused violent escalations and arson. Several individuals have already been identified in videos and photos. However, no legally admissible chain of evidence proving that royalist groups systematically directed the violence during the September protests exists so far. Official investigations and independent forensic analyses are still needed.

Most young people say that they have difficulty connecting with themselves, that they have nightmares and sleep disorders, and feel a sense of emptiness, both in the check-in round of the training sessions and during the reflection on the Gen Z protest. Nonviolent communication reduces anxiety in the classroom: students begin to express themselves more openly, listen more attentively, and recognize each other’s humanity in new ways.

Potentials for Peace

Amidst the turmoil, Nepal’s strengths also became visible. Across the country, there is a vibrant civil society—from small village communities to national organizations—committed to justice, women’s rights, and democracy.

There is also the experience of the peace process in the early 2000s: a brutal civil war was ended not by weapons but by dialogue, negotiations, and a broad peace movement. After the violence, many actors were trained in conflict analysis, reconciliation work, and nonviolent communication, and have since brought this knowledge into schools, communities, and political movements.

One path forward could be to systematically integrate these skills into the education system—embedding nonviolence in schools and universities. This includes children and youth learning to perceive and express their own feelings, while valuing the emotions of others and their underlying needs. Spaces and methods for creative and cooperative conflict resolution are needed—such as mediation, community sports festivals, or nonviolent action. When young people experience that peaceful means are effective and truly bring change, the resort to violence becomes unnecessary.

Finally, there are the country’s cultural roots: in the deep layers of Buddhism and Hinduism, values such as respect, compassion, and nonviolence are embedded. These spiritual traditions can be a valuable resource for societal healing and building a more peaceful coexistence.

Domino effect: How does one person’s actions affect another? How does it affect the whole group? Where and how can I intervene empathetically in this process? This group exercise gives students a vivid sense of how interconnected all people are and how everyone can make conscious decisions even in difficult times—if they are aware of their role and the impact of their actions.

Perspectives

The events beginning on September 8, 2025, mark a turning point. The triggers were viral videos of elite privilege and the social media ban. The deeper causes lie in a political culture of hierarchy, systemic corruption, unresolved trauma, and the lack of prospects for a young generation demanding change.

Nepal now faces a dual challenge: in the short term, to secure stability—by clarifying the causes of violence, supporting victims’ families, and preparing transparent elections—and in the long term, to develop a culture of dialogue and nonviolence.

It is crucial to investigate allegations of pro-monarchist influence quickly and transparently, establish legal accountability, and implement safeguards to prevent the movement from being hijacked by anti-democratic forces. This would make it harder for radical groups to exploit a potential power vacuum during the current transition.

The appointment of Sushila Karki as interim prime minister is a powerful symbol: of rule of law, of courage to embody independence, and of the possibility for women to assume decisive responsibility.

Nepal holds great potential for change. The question is not whether change will come, but whether it will be shaped peacefully and justly—whether government and administration will take the voices of the youth seriously, and whether the deeper structures will be addressed. The doors to new possibilities are open.

Peter Dietzel served in Nepal from 2021 to 2024 as part of the Civil Peace Service.
Photos: Sri Ram Timilsina