Wenn du rufst und keiner kommt

Von Rabindranath Tagore
Eines der Lieblingslieder von Mohandas Karamchand Gandhi

Wenn du rufst und keiner kommt,
dann geh allein.

Wenn niemand mit dir spricht,
wenn alle ihr Gesicht abwenden,
weil sie sich fürchten,
dann öffne dein Herz,
und sprich aufrichtig deine Gedanken allen.

Wenn alle sich abwenden,
wenn sie auf beschwerlichem Weg
dich im Stich lassen,
dann zertrete die Dornen des Weges
mit deinen blutenden Füssen allein.

Wenn keiner dir leuchtet,
wenn bei Sturm und Regen in dunkler Nacht
sie die Türen vor dir zuschlagen,
dann entzünde deine Rippe an einem Blitz
und leuchte damit allein.

Rabindranath Tagore und Mohandas Karamchand Gandhi in Santinikatan 1940, Wikimedia Commons

ʤodi tor dak ʃune
Deutsche Übersetzung aus dem Bengalischen: Dr. Trina Purohit-Roy und Peter Dietzel
Erstveröffentlichung in: „Begegnung mit Rabindranath Tagore“, Tagore-Institut Bonn, 1986
Im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

Weitere Veröffentlichungen in: „Wenn Du mir befiehlst zu singen“, Bonner Shiva Series, 1992, und „Universalgenie Rabindranath Tagore – Eine Annäherung an die bengalische Dichtung, Philosophie und Kultur“, herausgegeben von Hamidul Khan, Draupadi Verlag, Heidelberg, 2012

Bengalischer Text ʤodi tor dak ʃune: Liedsammlung „Gita vitan“, Band 46, Visva Bharati Granthanvibhag, Kolkata, 1978

Europäische Notation des indischen Notensatzes: Dr. Trina Purohit-Roy